
Darmkrebs: Entstehung, Risikofaktoren und Heilungschancen
Darmkrebs ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die jedoch bei frühzeitiger Diagnose gut behandelbar ist. Die Chancen auf Heilung hängen entscheidend vom Zeitpunkt der Erkennung ab. Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und gesunde Lebensführung lässt sich das Risiko deutlich senken. Die wichtigsten Stichworte lauten: früh erkennen, richtig behandeln, gezielt vorbeugen. Lesen Sie in diesem Artikel aktuelle Informationen rund um das Thema „Darmkrebs“.

Was ist Darmkrebs?
Darmkrebs, medizinisch als kolorektales Karzinom bezeichnet, ist eine bösartige Tumorerkrankung des Dickdarms oder Enddarms. Diese Krebsart zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland und betrifft Männer und Frauen gleichermaßen. In den meisten Fällen entwickelt sich Darmkrebs aus zunächst gutartigen Darmpolypen, die über Jahre hinweg entarten können. Darmkrebs ist eine ernstzunehmende Erkrankung, bei der das Risiko mit zunehmendem Alter steigt. Da Darmpolypen und Darmkrebs in den Anfangsstadien selten Symptome verursachen, werden Betroffene oft erst im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf erkannt. Die Früherkennung spielt eine entscheidende Rolle, denn: Wird Darmkrebs rechtzeitig entdeckt, ist er oft gut behandelbar.
Aktueller Stand der Darmkrebserkrankung in Deutschland
Jährlich erkranken in Deutschland über 50.000 Menschen neu an Darmkrebs. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Laut dem Robert Koch-Institut ist Darmkrebs bei Männern die dritthäufigste und bei Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung. Die Überlebenschance hängt stark vom Erkrankungsstadium ab. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung können die Lebenserwartung der Patienten erheblich verbessern. Während bei Früherkennung die 5-Jahres-Überlebensrate bei über 90 % liegt, sinkt sie im weiteren Verlauf der Krankheit deutlich.
-
>50.000
Neuerkrankungen
pro Jahr -
50 %
der Diagnosen in
späten Stadien -
17 %
Überlebensrate im
Stadium IV

Wie entsteht Darmkrebs?
Der Entstehungsprozess der meisten Darmkrebsfälle wird als Adenom-Karzinom-Sequenz bezeichnet. Diese Adenome sind vorerst gutartige Wucherungen der Darmschleimhaut. Sie können im Laufe von 10 bis 15 Jahren entarten und zu Darmkrebs werden. Das Risiko der Entartung steigt mit der Größe und Anzahl der Polypen. Genetische Mutationen in den Zellen spielen hierbei eine zentrale Rolle. Auch chronische Entzündungen im Darm, etwa bei Colitis ulcerosa, können die Entstehung begünstigen.
Besonders sogenannte Adenome (eine bestimmte Art von Polypen) gelten als mögliche Vorstufe von Krebs. Sie entstehen aus Zellen, die sich durch Veränderungen im Erbgut unkontrolliert vermehren. Solche Veränderungen betreffen häufig bestimmte Gene wie APC, KRAS, BRAF oder TP53.

Anfangs sehen diese Zellen noch nicht sehr auffällig aus, doch mit der Zeit – meist über einen Zeitraum von 5 bis 15 Jahren – sammeln sich weitere Veränderungen an. Das führt dazu, dass die Zellen unter dem Mikroskop zunehmend unnormal aussehen – ein Zustand, den man Dysplasie nennt. Zunächst ist es oft eine „leichte“ Form, doch daraus kann sich eine hochgradige Dysplasie entwickeln – eine Art Vorstufe von Krebs.
Wird zu diesem Zeitpunkt nichts unternommen, können die Zellen in die Darmwand einwachsen und zu einem bösartigen Tumor werden – dem sogenannten Adenokarzinom, der häufigsten Form von Darmkrebs.
Das Risiko steigt, wenn die Polypen größer als ein Zentimeter sind, wenn es viele davon gibt oder wenn es sich um bestimmte Typen handelt (z. B. Zottenadenome oder gezackte Polypen). Weil sich dieser Prozess über viele Jahre hinzieht, besteht eine gute Chance, durch Vorsorgeuntersuchungen rechtzeitig einzugreifen und die Polypen zu entfernen – bevor daraus Krebs wird.
Darmkrebs Stadien, Prognose und Heilungschancen
-
Stadium 0
Der Polyp hat sich im Darm gebildet und die ersten Zellen der oberen Schleimhaut sind genetisch mutiert. Hieraus kann Darmkrebs entstehen.
Behandlung:
Polypektomie bei der Kontrolldarmspiegelung
Überlebensrate: sehr hoch
-
Stadium I
Der Tumor beschränkt sich auf die oberflächlichen Zellschichten des Darms
Behandlung:
i.d.R. einfache OperationÜberlebensrate: >90 %
-
Stadium II
Der Tumor ist vergrößert und kann sich vollstänidg durch die Darmwand erstrecken und ggf. andere Organe betreffen.
Behandlung:
Operation & ggf. ChemotherapieÜberlebensrate: ca. 80 %
-
Stadium III
Der Darmkrebs breitet sich auf die nächstgelegenen Lymphknoten aus.
Behandlung:
Operation & Chemotherapie/ StrahlentherapieÜberlebensrate: ca. 70 %
-
Stadium IV
Der Darmkrebs hat Metastaten gebildet und auf andere Organe gestreut.
Behandlung:
Operation, Strahlen- und ChemotherapieÜberlebensrate: ca. 17 %
Ob Darmkrebs heilbar ist, hängt stark vom Stadium ab. Je früher die Diagnose, desto besser die Prognose. Verschiedene Behandlungen wie Chemotherapie und Strahlentherapie können im fortgeschrittenen Stadium die Lebensqualität und Lebenserwartung der Patienten verbessern.
TNM-Klassifikation
Die TNM-Klassifikation ist ein weltweit anerkanntes System zur Beschreibung der Ausdehnung von Tumoren und ihrer Auswirkungen auf den Körper. Sie besteht aus drei Hauptkomponenten:
- T (Tumor): Beschreibt die Größe und Ausdehnung des Primärtumors.
- N (Nodus): Gibt an, ob und wie viele Lymphknoten vom Tumor befallen sind.
- M (Metastasen): Zeigt an, ob der Tumor Metastasen in anderen Körperteilen gebildet hat.
Die TNM-Klassifikation hilft Ärzten, die beste Behandlungsmethode zu wählen und die Prognose für den Patienten zu bestimmen. Sie ist ein wichtiges Instrument in der Onkologie, um den Krankheitsverlauf zu überwachen und Therapieentscheidungen zu treffen.

Darmkrebs Ursachen und Risikofaktoren
Zu den Hauptursachen für Darmkrebs zählen genetische Faktoren, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum. Auch bestimmte Vorerkrankungen wie Diabetes oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen erhöhen das Risiko. Eine familiäre Vorbelastung kann ebenfalls entscheidend sein – bei erblichen Syndromen wie FAP oder HNPCC ist das Risiko besonders hoch. Jeder dieser Faktoren kann das persönliche Risiko für die Entstehung von Darmkrebs erhöhen.
Symptome und Anzeichen von Darmkrebs
Die Symptome von Darmkrebs sind oft unspezifisch. Mögliche Anzeichen sind:
- Blut im Stuhl (sichtbar oder verborgen)
- Wechselnde Stuhlbeschaffenheit / veränderter Stuhlgang (z. B. Durchfall, Verstopfung)
- Bauchschmerzen oder Blähungen
- Gewichtsverlust ohne erkennbaren Grund
- Leistungsknick oder chronische Müdigkeit
Diese Symptome können ein wichtiger Hinweis zur Früherkennung von Darmkrebs sein. Anhaltende Symptomen sollten medizinisch abgeklärt werden, da sie auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen können.

Darmkrebs bei jungen Menschen
Obwohl ein kolorektales Karzinom vor allem ältere Menschen betrifft, zeigen aktuelle Studien, dass immer mehr jüngere Menschen mit Darmkrebs diagnostiziert werden. Insbesondere in der Altersgruppe zwischen 20 und 49 erkrankten zwischen 2004 und 2016 jährlich mehr Menschen an Darmkrebs. Ab 50 Jahren wird jedoch empfohlen, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen, da die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung in dieser Altersgruppe signifikant höher ist. Ursachen für den Anstieg in der jungen Bvölkerungsgruppe könnten veränderte Lebensgewohnheiten, Ernährung und genetische Dispositionen sein. Eine besondere Herausforderung liegt darin, dass Symptome bei jungen Patienten häufig nicht ernst genommen und Diagnosen verzögert gestellt werden. Eine Darmkrebsvorsorge sollte daher auch schon vor dem 50. Lebensjahr in Betracht gezogen werden, vor allem wenn Risikofaktoren oder Symptome vorliegen.

Darmkrebsvorsorge und Prävention
Vorsorge ist der wichtigste Schutz vor Darmkrebs. Ab dem 50. Lebensjahr haben gesetzlich Versicherte in Deutschland Anspruch auf regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen wie den immunologischen Stuhltest und die Darmspiegelung. Eine gesunde Lebensweise – ballaststoffreiche Ernährung, Bewegung, Verzicht auf Rauchen und Alkohol – reduziert das Risiko erheblich.
Wie auch bei anderen Krebserkrankungen, kann eine zielgerichtete Therapie besonders bei einer frühzeitig gestellten Diagnose dem Patienten die besten Erfolge bringen. Zur Darmkrebsvorsorge sind in Deutschland folgenden Methoden verbreitet:
- Koloskopie (Darmspiegelung)
Die Koloskopie gilt nach wie vor als Goldstandard und wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Aber auch diese Untersuchung ist störanfällig, z. B. durch schwierige anatomsche Verhältnisse oder unzureichende Darmreinigung. Es handelt sich um eine invasive Untersuchung.
- Immunologischer Stuhltest (iFOBT)
Immunologischer Stuhltest (iFOBT) wird ebenfalls von den gesetzlichen Krankenkassen in gewissem Umfang bezahlt. Er erkennt Blut im Stuhl und somit auch Darmkrebspatienten. Es handelt sich um eine nicht-invasive Untersuchung.
- Tumor-DNA-Tests (z.B. ColoAlert)
Tumor-DNA-Nachweis stellt eine Verbesserung der Stuhl-Diagnostik gegenüber dem iFOBT dar. Durch die Erkennung von Genmutationen der Darmschleimhaut erkennt der Test Darmkrebs früher - ggf. auch Darmpolypen. Der Test wird aktuell nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Es handelt sich um eine nicht-invasive Untersuchung.
Behandlung von Darmkrebs
Die Behandlung von Darmkrebs richtet sich maßgeblich nach dem Stadium der Erkrankung sowie individuellen Faktoren wie Lage des Tumors, Ausbreitung in der Darmschleimhaut und dem allgemeinen Gesundheitszustand der Patienten. Ziel jeder Therapie ist es, Krebszellen so früh und effektiv wie möglich zu bekämpfen, den Tumor zu entfernen und die Lebensqualität zu erhalten.
-
Therapie im Anfangsstadium
Wird der Darmkrebs frühzeitig erkannt, ist die Operation meist die zentrale Therapieform. Dabei wird der betroffene Abschnitt des Darms inklusive des Tumors und angrenzender Darmschleimhaut entfernt. In vielen Fällen ist dies ausreichend, um alle Krebszellen zu eliminieren. Je nach Risiko und histologischer Bewertung kann eine ergänzende Chemotherapie notwendig sein.
-
Therapie in fortgeschrittenen Stadien
In einem fortgeschrittenen Stadium hat sich der Tumor oft über die ursprüngliche Stelle hinaus ausgebreitet. Hier kommt eine kombinierte Therapie zum Einsatz: Operation, Chemotherapie und gegebenenfalls Strahlentherapie. Ziel ist es, die Krebszellen gezielt zu reduzieren und die Ausbreitung zu kontrollieren. Auch gezielte Medikamente, die auf bestimmte biologische Faktoren der Krebszellen wirken, werden zunehmend eingesetzt.
-
Therapie bei später Diagnose
Wird der Darmkrebs erst in einem sehr späten Stadium entdeckt, steht meist die palliative Therapie im Vordergrund. Diese zielt darauf ab, Beschwerden zu lindern, Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern. Neben Medikamenten kommen auch entlastende Operationen oder minimalinvasive Eingriffe zum Einsatz, etwa bei einem drohenden Darmverschluss durch den Tumor.
Rehabilitation und Nachsorge
Die Rehabilitation und Nachsorge sind wesentliche Bestandteile der Behandlung von Darmkrebs. Sie zielen darauf ab, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und Rückfälle zu verhindern. Zu den Maßnahmen gehören:
- Physiotherapie: Unterstützt die Wiederherstellung der Beweglichkeit und Kraft.
- Ernährungstherapie: Hilft, eine ausgewogene Ernährung sicherzustellen und Mangelzustände zu vermeiden.
- Psychologische Unterstützung: Bietet Hilfe bei der emotionalen Bewältigung der Krankheit und ihrer Folgen.
Die Nachsorge umfasst regelmäßige Kontrolluntersuchungen, Bluttests und bildgebende Verfahren, um sicherzustellen, dass der Tumor nicht wiederkehrt. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Gesundheit des Patienten langfristig zu überwachen und rechtzeitig auf Veränderungen zu reagieren.
Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen bieten Darmkrebspatienten eine wertvolle Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Krankheit. In diesen Gruppen können Betroffene und ihre Angehörigen:
- Erfahrungen und Gefühle austauschen
- Informationen über die Krankheit und Behandlungsmöglichkeiten erhalten
- Emotionale Unterstützung und Verständnis finden
Selbsthilfegruppen sind ein wichtiger Bestandteil der Rehabilitation und Nachsorge, da sie den Patienten helfen, sich weniger allein zu fühlen und praktische Tipps für den Umgang mit ihrer Erkrankung zu erhalten. Sie fördern den Austausch und das Gemeinschaftsgefühl, was die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen stärkt.
Eine gute Übersicht über mögliche Selbsthilfegruppen bietet der Krebsinformationsdienst an.
Häufig gestellte Fragen
Ist Darmkrebs heilbar?
Ja, insbesondere in den frühen Phasen ist Darmkrebs gut heilbar. Die 5-Jahres-Überlebenschance liegt dann bei über 90 %.
Welche Symptome zeigt Darmkrebs?
Typische Symptome sind Blut im Stuhl, veränderter Stuhlgang, Bauchschmerzen, unerklärlicher Gewichtsverlust und Müdigkeit.
Welcher Darmkrebs ist am gefährlichsten?
Besonders fortgeschrittener Darmkrebs ab Stadium IV mit Metastasen gilt als gefährlich. Die Diagnose und Behandlung von Tumoren, insbesondere deren Größe und Metastasierungsgrad, sind entscheidend für die Therapie. Auch genetisch bedingte Formen wie HNPCC sind risikoreich.
Ab welchem Alter tritt Darmkrebs auf?
Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei etwa 70 Jahren. Das Darmkrebsrisiko steigt ab einem Alter von 50 Jahren stark an. Neue Studien zeigen leider auch, dass jüngere Menschen betroffen sein können – teils schon ab Mitte 30.
Was sind Darmkrebs Risikofaktoren?
Risikofaktoren sind u. a. familiäre Vorbelastung, Diabetes, vorangegangene andere bösartige Erkrankungen, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, ungesunde Ernährung, Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel und bestimmte Vorerkrankungen.
Wie kann man Darmkrebs erkennen?
Durch Früherkennung: regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, Stuhltests und die Darmspiegelungen ermöglichen eine frühzeitige Erkennung von Dickdarmkrebs oder Krebs im Rektum.